Die Liebe:
Es ist nicht einfach
Klein zu sein
Es ist nicht leicht
Zu leben
Es ist nicht leicht
Mit allem klar zu kommen
Es ist nicht leicht
Freunde zu finden
Und sich zu verlieben
Doch ich schaffte es
Ich meisterte alles
Was auf mich zu kam
Egal wie unangenehm
Oder wie schlimm
Es für mich war
Ich machte bei allem mit
Wollte kein Spielverderber sein
Doch dann kamst du
Du warst auch auf der Party
Sie geriet wie so oft
Außer Kontrolle
Es wurde gespielt
Und als Einsatz getrunken
Es wurde gezwungen
Und wenn man
Nichts mehr zum Einsetzen hatte
Ging‘s an die Kleidung
Ich spielte an diesem Abend
Miserabel
Ich verlor ständig
Ich war schon fast ganz nackt
Und ich hasste es
Ich hasste das alles so
Doch ich musste mit machen
Alle gafften mich an
Auch du
Doch du gafftest nicht
Du beobachtest mich
Schautest mir
In die Augen
Ich spürte jeden Blick
Auf mir
Und spürte
Die Begierde
Ich fühlte mich
Nur als Spielzeug
Für sie alle
Dann schien es
Zu eskalieren
Jemand tatschte mich an
Ich wollte es nicht
Es war deutlich was der Kerl wollte
Aber ich wollte nicht
Aber ich wehrte mich nicht
Ich wollte kein Langweiler sein
Keiner merkte
Dass es mir nicht gefiel
Keiner merkte es
Dass ich nur weg wollte
Doch du merktest es
Du standest auf
Kamst zu mir
Zogst mich am Arm hoch
Und sagtest direkt zu allen
Dass ich dir gehören würde
Du hättest mich zuerst gesehen
Ich dachte du würdest das ernst meinen
Doch ich stellte schnell fest
Dass du fast noch nüchtern warst
Du zogst mich nach draußen
Stelltest mir im Flur die Schuhe vor die Füße
Und drücktest mir meine Jacke in die Hände
Ich rührte mich nicht
„Na mach schon“
Meintest du
Und ich machte es
Ich tat immer zu alles
Was man mir sagte
Du stießt mich aus der offenen Tür
Schobst mich weiter
Immer weiter weg
Von der Party
Ich hatte solche Angst du würdest mir etwas tun
Doch du tatest nichts
Dann schautest du mich
Immer zu an
Während wir liefen
Und meintest
Was ich denn dort getan hätte
Ob ich mich denn immer so allen
Bereitwillig gab
Du mochtest es nicht
Was ich tat
Und du wusstest
Ich mochte es auch nicht
Und du halfst mir
Und du liebtest mich
Und du warst mein ein und alles
Und du zeigtest mir mich
Und alle anderen zu respektieren
Und du halftest mir
Das auch von den anderen
Ein zu vordern
Respekt
Du zeigtest mir ein Leben
Voller Liebe
Und
Du zeigtest mir ein Leben
Dass ich noch nie gelebt hatte
Und
Du zeigtest mir
Mein Leben
Zu leben
Und
Du halfst mir so sehr
Du warst immer da
Immer bei mir
Nahmst mich immer in Schutz
Halfst mir immer
Vor jedem
Und
Bei allem
Und
Du respektiertest mich
Und
Behandeltest mich wie ein Mensch
Mit Würde
Respekt
Und
Liebe
Nie hätte ich gedacht
So glücklich sein zu können
Wie ich es war
Du hattest mir so geholfen
Doch es schien nicht für immer sein zu sollen
Eines Tages brach die Welt zusammen
Es ging dir so schlecht
Von Tag zu Tag
Von Stunde zu Stunde
Vin Minute zu Minute
Von Sekunde zu Sekunde
Rutschtest du mehr ab
Immer ein kleines Bisschen mehr
Und dann warst du tiefer unten
Als irgendjemand von denen
Die Früher auf dieser Party waren
Von der du mich weg holtest
Um mich zu schützen
Doch plötzlich konntest du es nicht mehr
Plötzlich konntest du mich nicht mehr schützen
Plötzlich musste ich mich vor dir schützen
Plötzlich musste ich dich vor dir schützen
Ich hatte so eine Angst
Um dich
Du warst so weit unten
Und ich konnte auch nicht mehr
Du machtest mich fertig
Warst nicht besser als irgendjemand
Von dieser Party
Warst nicht besser als irgendein Asozialer
Nein du warst viel schlimmer
Du hattest Spaß daran
Mir weh zu tun
Auf eine ganz andere Art
Als die Anderen
Du warst so komplett anders
Ich verstand es nicht
Du trankst ständig
Warst fast immer betrunken
Nahmst Drogen
Und machtest immer so falsche Dinge
Solche wie du früher nie getan hättest
Und wenn du gerade halbwegs
Oder sogar ganz normal warst
Dann warst du immer total depressiv
Wolltest nicht mehr Leben
Verletztest dich brutal selbst
Und ich wünschte mir dann immer nur
Dass du wieder anders wärest
Mir statt dir weh tatest
Wenn du normal warst
Dann liebtest du mich wieder so sehr
Doch du spürtest es nicht mehr
Dass es mir schlecht ging
Dass ich merkte
Was du tatest
Wie es dir ging
Du warst auch nie für mich da
Du berührtest mich nur dann
Wenn du unter Drogen
Und betrunken warst
Und dann waren es fast immer Schläge
Tritte
Berührungen die ich nicht wollte
Dinge die ich nicht wollte
Doch ich gab mich dir hin
Stellte mich dir zur Verfügung
So wie ich es schon früher so oft getan hatte
Doch jetzt tat ich es aus Liebe
Doch du verstandest es nicht
Ich spürte
Dass du nicht einfach so
so geworden warst
etwas war passiert
das du mir nicht erzählen wolltest
oder konntest
ich wollte dir doch nur helfen
doch ich wusste nicht wie
also versuchte ich dir so zu helfen
wie ich es konnte
ich wollte dich um jeden Preis glücklich machen
denn ich liebte dich
ich liebte dich so sehr
Doch nach knapp zwei ein halb Jahren
In denen ich in die Schule ging
Und dann nur für dich da war
Brach ich zusammen
Ich rang mit dem Tod
Doch ich konnte nicht
Ich wollte nicht
Wenn ich sterben würde
Dann wäre ich nicht mehr für dich da
Und du wärest ohne mich
Nichts
Also fasste ich einen schweren Beschluss
Ich ließ dich einliefern
In eine Klinik
Wo du Hilfe bekommen solltest
Doch du brauchtest so lange
So lange bis du dich öffnen konntest
Dann so lange
Bis du akzeptiert hattest
Dass du nicht weg konntest
So lange
Bis du bereit für eine Therapie warst
So lange
Bis du dich öffnen konntest
So lange
Bis du Hilfe annehmen konntest
Und so lange
Bis du dich therapieren ließest
Bis du überhaupt bereit warst zu reden
Bis du erzähltest
Was du erleben musstest
Sehen musstest
Tun musstest
Durchmachen musstest
Wieso du in dieses Loch fielst
So lange Zeit
In der du nicht in der Lage warst
Mich zu sehen
So lange Zeit
In der du nicht in der Verfassung warst
Mich zu sehen
Immer wieder wurdest du ganz weg gesperrt
Und manche gaben insgeheim die Hoffnung schon auf
Doch DU nicht
Keiner weiß
Wofür du kämpftest
Was dich so stark machte
Doch ich weiß heute
ICH war es NICHT
Während es DIR
Schrittchen für Schrittchen
Immer besser ging
Ging es mir immer schlechter
Ich war immer so traurig
Wegen dir
Wegen der Schule
Wegen zu Hause
Wegen meinem Leben
Und dann auch
Wegen dem was ich tat
Ich wollte mich so oft umbringen
Ich verletzte mich so arg
Dass ich schon mit Jungen verglichen wurde
Ich wurde so hart und Gefühlslos
Wie es kein normaler Mensch ist
Dann kam ich zu einem Gespräch
Mit deinem Arzt
Und die junge Frau
Bemerkte das Blut
Auf meinem Arm
Das langsam meinen Arm hinunter floss
Und unter meinem Ärmel hervor
Und dann redeten wir plötzlich
Nicht mehr über dich
Sondern über mich
Ich wollte mich nicht einweisen
Lassen
Doch als ich dich besuchen durfte
Und ich so beschissen aussah
Und du mich sahst
Schautest du mich nur an
So ausdruckslos
So gefühlslos
So tot
So lieblos
So anders
Du erkanntest mich nicht
Du warst auf Entzug
Von
deinen Drogen
Deinem Alkohol
Dem selbst verletzen
Du konntest deine Aggressionen
Nicht mehr abbauen
Du durftest kaum mehr
Doch das war nötig bei dir
Du bekamst starke Antidepressiva
Weil es für dich schon alleine mit deinen Depressionen
Unerträglich gewesen wäre
Doch du kämpftest
auch noch mit drei Dingen
standest unter Entzug von diesen Dingen
und kamst mit deinen Gefühlen nicht klar
Doch ich hätte nie gedacht
Dass du mich nicht erkennen würdest
Einfach nicht
Erkennen würdest
Es war so furchtbar
Du sahst mich an
Und als ich dich fragte
Ob du dich nicht freuen würdest mich zu sehen
Sagtest du
Nein
Und als ich fragte
Ob du dich nicht an mich erinnertest
Sagtest du so trocken und Gefühllos
Nein
Und ich ging
Voller Verzweiflung
Und hilflos
Und brach am Tag darauf zusammen
Dann wurde ich eingeliefert
Und ich war auf derselben Station wie du
Es war so schwer
Und als es mir immer nur noch schlechter ging
Wurde ich verlegt
Dort ging es mir besser
Und besser
Als es auch dir wieder besser ging
Kam ich erneut auf deine Station
Du erkanntest mich endlich wieder
Doch du liebtest mich nicht mehr
Du konntest mich nicht mehr lieben
Weil du mir so viel angetan hattest
Und du es dir nicht verzeihen konntest
Und du es nicht vergessen konntest
Und du dich nicht bei mir entschuldigen konntest
Und du mich nicht anschauen konntest
Und dann war es aus
Es war vorbei
Ich sollte dich auf geben
Dich los lassen
Doch es ging nicht
Zu lange waren wir zusammen gewesen
Und jetzt sollte es einfach enden?
Ich wurde entlassen
Hatte es nicht mehr ausgehalten
Auch du wurdest entlassen
Wir verloren uns aus den Augen
Doch ich wollte es so
Ich hielt dich in meiner Gegenwart nicht mehr aus
Nun stehe ich da
An der Mauer
Zehn Meter unter mir
Der Boden
Schon auf mich wartend
Schritte näherten sich
Meine Freunde
Meine neuen Freunde
Sie waren gegangen
Um Hilfe zu holen
Einer war geblieben
Damit ich nicht alleine war
Nicht sprang
Die Schritte sie waren hecktisch
Und schnell
Sie waren nervös
Und jemand rief mich
Meine Freunde kamen
und redeten auf mich ein
wollten mich packen
doch ich wich ihnen aus
hörte ihnen nicht zu
und fiel bei all dem
ständig fast von der Mauer
Doch dann hörte ich eine Stimme
Und erstarrte
Es war die deine
Zart
Vorsichtig
Zurückhaltend
Besorgt
„Komm runter
Bitte
Setz dich wenigstens hin
Ich könnte es nicht mit ansehen
Wie du fällst
Ich könnte es nicht überleben
Dich zu verlieren“
Du nahmst mich sanft an der Hand
Meine Freunde hatten dich geholt
Und jetzt warst du da
Und hattest mir soeben
Auf eine andere Art
Deine Liebe zu mir gestanden
Ich ließ die Berührung zu
Ich ließ mich von dir langsam
Nach Unten ziehen
Ich setzte mich vorsichtig
Dann schlangst du die Arme um mich
Drücktest mich ganz fest an dich
Und murmeltest mir ins Ohr
„Ich liebe dich
Bitte verlass mich nie
Bitte bleib für immer bei mir“
So saß ich eine Weile da
Bis du mich von der Mauer zogst
Als meine Füße auf den Boden fielen
Konnte ich nicht stehen
Also setztest du mich auf den Boden
Und lehntest mich gegen die Mauer
Und setztest dich dann neben mich
Und wir redeten lange
Meine restlichen Freunde saßen schweigend da
Und schauten uns an
Und hörten zu
Es war schön
Dich wieder so sehen zu können
Frei
Glücklich
Gesund
Nüchtern
Clean
Es war so schön
Deine Arme wieder um mich zu spüren
Es war so schön
Dich wieder zu haben
So wie du früher warst
Du liebtest mich wieder
Du warst wieder du
Und auch ich
War wieder fei
Doch nur für den Moment
Alle meine Dämonen in mir
Waren noch immer da
Doch nun hältst du mich in deinen Armen
Und ich fühle mich sicher
Fühle mich geborgen
Es ist so schwer zu glauben
Dass das Leben besser werden kann
Doch das kann es
Aber es ist auch schwer
Zu begreifen
Dass man sein Leben schon verloren hat